LUZERNER THEATER
Die Antilope
Oper in sechs Bildern von Johannes Maria Staud
Text von Durs Grünbein
In deutscher Sprache
Koproduktion mit LUCERNE FESTIVAL und der Oper Köln
Zwei Kindsköpfe gehen ins Theater
Von Jörn Florian Fuchs
Da singt man etwa über ein “von Hunden bepisstes” Kunstwerk, aus dem plötzlich eine Frau herausschaut und im Stile von György Ligetis “Le Grand Macabre” singt, Carla Maffioletti macht es hinreißend. Textprobe gefällig? “Rrr Rrrr rehoboam salamanasar.” Dies ist übrigens reinstes Antilopisch, welches auch unser Victor bestens beherrscht. Rund um die musikalische Skulptur positioniert Grünbein eine kleine, böse Tirade gegen aktuelle ästhetische Debatten, aber sonst herrscht blankes Kasperltheater mit gelegentlich gruseligen Momenten.
“As it sings about a work of art, “pissed by a dog”, from the sudden a woman looking out and singing in the style of György Ligeti’s “Le Grand Macabre”, Carla Maffioletti makes it gorgeous. Text sample complacent? “Rrr Rrrr Rehoboam salamanasar.” Incidentally, this is the purest Antilopisch which our Victor mastered perfectly. Around the musical sculpture positioned Grünbein a small, angry tirade against current aesthetic debates”…
Die Nacht, da der Pudding brennt
Von Peter Bitterli
Sensationelle Ensembleleistung
Nicht zum ersten Mal übertrifft sich das Luzerner Sinfonieorchester selber bei der Interpretation von zeitgenössischer Musik. Dirigent Howard Arman hat eine im Detail äusserst präzise und hoch sinnliche Darbietung erarbeitet, wo sich voluminöse Streicher- und Blechklänge auftürmen ohne die Sänger zuzudecken, wo feine Übergänge zu den leisen Klängen einer gesampelten musique concrète gelingen, wo Atmosphäre spürbar wird, unheimliche, überhempelt lustige, zart innerliche. Brillant auch der von Mark Daver einstudierte Chor. Die meisten der Sängerinnen und Sänger agieren im Verlaufe des Stückes in verschiedenen kurzen Rollen, und das Erfreuliche ist, dass bei dieser Produktion auf Festwochenniveau fast alle Stellen mit Mitgliedern des eigenen Ensembles besetzt werden konnten. Genannt seien stellvertretend Szymon Chojnacki als präpotenter und stimmlich phänomenal wandelbarer Chef und intriganter Oberkellner, Carla Maffioletti, die sich als «Skulptur» in virtuosen Koloraturen ergeht und dabei ihren Kopf genau dort aus der Kulisse steckt, wo in der Skulptur, die sie darstellt, praktischerweise ein rundes Loch ausgespart wurde, oder Todd Boyce als sehr menschlicher, glaubwürdiger und mit seiner Sprachlosigkeit ringender Victor.
Sensational ensemble performance
“ Carla Maffioletti who indulges as ‘sculpture’ in virtuosic coloratura and it pokes her head right there from the wings, where the sculpture, it represents a practical example a round hole was cut out, or Todd Boyce as very human, credible and with his speechlessness wrestling Victor.”
Thomas Schacher
Der Amerikaner Todd Boyce gestaltet die Titelrolle hervorragend als stimmlich weicher Bariton und charakterlich weltverlorener Träumer. Dass die übrigen Rollen der Oper alle namenlos sind und nur episodische Bedeutung bekommen, entbehrt zwar nicht der Logik, verhindert aber, dass man sich als Zuschauer mit ihnen identifizieren kann. Insbesondere fehlt eine starke Frauenrolle, die als Gegengewicht zu Victor auftreten könnte. Ansatzweise ist sie durch die singende Skulptur von Carla Maffioletti gegeben, die im vierten Bild unerwartet im «antilopischen Stil» von Victor zu singen beginnt.
„Die Antilope“ : Hier ist man sich für keine Zote zu schade – WELT
“Da singt man etwa über ein „von Hunden bepisstes“ Kunstwerk, aus dem plötzlich eine Frau herausschaut und im Stile von György Ligetis „Le Grand Macabre“ singt. Carla Maffioletti macht es hinreissend: „Rrr Rrrr rehoboam salamanasar“.” [Welt.de – 2014]